Was ist Gentrifizierung und was sind die Gründe?

Auf dem Bild sieht man die Lousienstraße in der Dresdner Neustadt.

Wir wollen, dass jeder Mensch sich seine Wohnung leisten kann. In der Diskussion rund um dieses Thema fällt immer wieder das Wort Gentrifizierung. Was Gentrifizierung ist und wie sie entsteht haben wir euch in einem kurzen Video zusammengestellt.

Hier ist der Inhalt des Videos in Textform:

Ahoi! Wohnst du noch oder lebst du schon? Vor ein paar Jahren warb ein bekanntes Möbelhaus mit diesem Slogan. In der Kommunalpolitik ist Wohnen ein immens wichtiges Thema. Vor allem in einer Großstadt wie Dresden liest und hört man ständig von Wohnungsknappheit oder Wohnungsnot. Deswegen haben sich alle Parteien im Stadtrat auf die Fahne geschrieben, mehr Wohnraum für die Bevölkerung zu schaffen. Und in der Diskussion fällt auch immer wieder der Begriff der Gentrifizierung. Schauen wir uns das mal genauer an.

Gentrifizierung, abgeleitet vom englischen Gentrification, ist ein Phänomen, welches viele von uns im Alltag schon beobachten konnten, allerdings denken wir häufig nicht bewusst darüber nach. Die britische Soziologin Ruth Glass formulierte schon in den Sechziger Jahren einen Musterverlauf der Gentrifizierung wie folgt:
In der Regel haben wir folgende Ausgangslage. Wir befinden uns in einem Stadtteil mit relativ niedrigen Mietpreisen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind üblicherweise Menschen, die genau auf diese niedrigen Mieten angewiesen sind, beispielsweise Geringverdienende, Alleinerziehende, Studierende und Auszubildende oder Rentner. Die Bevölkerung ist in mehrerlei Hinsicht stark durchmischt. Oftmals sind solche Viertel für Geschäftsleute nur wenig interessant, da die potenzielle Kundschaft keine großen Gewinne ermöglicht.

Was jetzt folgt, ist eigentlich recht positiv hervorzuheben. Das Viertel erlebt durch einzelne Bürgerinnen und Bürger eine Aufwertung. Diese kann recht vielfältig sein. Anwohner hübschen ihre Straßen mit Bepflanzungen auf. Mutige Selbstständige eröffnen kleine Bistros oder hippe Secondhand-Boutiquen. Künstler eröffnen Galerien oder veranstalten Konzerte. Oder, ganz simpel, Studierende und Auszubildende beenden ihre Bildungswege und verfügen plötzlich über mehr Kaufkraft. Bei den genannten Menschen spricht man von Pionieren, also Personen, die durch ihr Tun den Stadtteil aufwerten.
Durch Aufschwung des Wohngebiets wird dieses nun interessant für Investoren. Durch Neubauten und Renovierungen verändert sich das Stadtbild nun so, dass die hübschen neuen Wohnungen auch zum hippen Bezirk passen. Was als nächstes passiert, liegt auf der Hand: die Mieten und Immobilienpreise steigen und Besserverdienende, sogenannte Gentrifier, ziehen in die neuen Wohnungen. Mit der neuen potenziellen Kundschaft wandelt sich der ansässige Einzelhandel und die Gastronomie. Das Café weicht dem Edelrestaurant, die Boutique dem Juwelier.

Haushalte mit einem niedrigeren Einkommen werden durch diesen Prozess schrittweise aus ihren Vierteln verdrängt und die ehemalige Vielfalt des Bezirks weicht einem stark einheitlichen Klientel. Der Fachbegriff hierfür ist die Segregation, auf Deutsch Entmischung.
Wir Piraten sehen es als Verantwortlichkeit der Politik an, Gentrifizierung von Stadtvierteln zu verhindern. Städtischer Wohnungsbau muss Mietsteigerungen durch private Investoren entgegenwirken, darüber hinaus fordern wir einen 30%-igen Sozialbindungsanteil bei Neubauten und die Förderung alternativer Wohnformen. Denn es geht nicht nur um Wohnen, es geht um Leben.
In diesem Sinne, danke für eure Aufmerksamkeit, bis zum nächsten Mal!

Du möchtest uns unterstützen? Wir freuen uns darauf!

Mitmachen: https://www.neustadtpiraten.de/veranstaltungen/
Spenden: https://www.piraten-dresden.de/spenden/

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 
Nach oben scrollen